PYD praktiziert Sippenhaft?

Vor Kurzem berichteten wir über die erneute Welle von Repressionen der Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihrer bewaffneten Miliz, den Volksverteidigungseinheiten (YPG), gegenüber dem Kurdischen Nationalrat in Syrien (KNR), seinen Mitgliedsparteien und anderen oppositionellen Organisationen. Dabei ging es nicht nur um die Zerstörung und Schließung vieler Büros, sondern auch um die Verschleppung und Inhaftierung zahlreicher Personen.

Einer der Betroffenen, über dessen Verbleib bis heute nichts bekannt ist, ist Sai’d Ahmad ′Ali (geb. 1978 in Dêrik [Al‑Malikiya], verheiratet, drei Kinder). ′Ali betreibt eine kleine Werkstatt in Dêrik, ist nicht politisch aktiv und gehört keiner Partei an. Dennoch wurde er am 18. März 2017 verschleppt. Aussagen seiner Mitarbeiter zufolge beobachteten sie gegen Abend ungewöhnliche Bewegungen vor dem Laden, fühlten sich beobachtet. Als ′Ali seine Mitarbeiter nach der Arbeit nach Hause, in das nahegelegene Dorf Wanik, fuhr, hatten sie den Eindruck, von einem Pickup verfolgt zu werden. Als ′Ali schließlich selbst nach Hause fuhr, wurde er kurz nach Verlassen des Dorfes Wanik von einem eben solchen Pickup angehalten. Dorfbewohner berichten, dass es sich um Anti Terror Kräfte („Heze Anti Terror“ ‒ „HAT“) der PYD gehandelt habe, die ′Ali mitnahmen. Sein Auto blieb auf der Straße stehen.

Als Verwandte sich bei der YPG und den Asayisch nach ′Alis Verbleib erkundigten, wurde ihnen gegenüber behauptet, man wisse nichts von einer Inhaftierung. Die Familie vermutet jedoch, dass sein Verschwinden mit den politischen Aktivitäten seines Bruders Khalid Ahmad ′Ali zusammenhängt. Dieser ist Mitglied der Demokratischen Partei Kurdistan-Syrien (PDK-S) und Vorsitzender der Vertretung des KNR in Kurdistan ‒ Irak. Seit er den Vorsitz inne hat, hat er sich mehrfach gegen die Repressionspraktiken der PYD ausgesprochen. Er organisierte Demonstrationen und Pressekonferenzen, in denen die Übergriffe von PYD und YPG gegenüber der syrisch-kurdischen Zivilbevölkerung thematisiert wurden. Khalid ′Ali geht davon aus, dass sein Bruder ausschließlich festgenommen wurde, um Druck auf ihn auszuüben, sein politisches Engagement zu beenden, und um ihn „zum Schweigen zu bringen”.